Interview mit Alistair Petrie

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Alistair Petrie | Rogue One - A Star Wars Story | Collectormania 24 Birmingham

An der Collectormania 24 in Birmingham hatte ich die Gelegenheit, mit Alistair Petrie zu sprechen, der eine prominente Rolle in Rogue One – A Star Wars Story einnahm, der gerade Kennern der TV-Landschaft aber auch aus Serien wie Sherlock und The Night Manager bekannt ist.

 

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Wie war es für Sie, bei Star Wars und in diesem Falle Rogue One dabei zu sein?

Den Film zu drehen, war großartig. Aber es war schon großartig, überhaupt gefragt zu werden, bei einem Star Wars-Film dabei zu sein, denn für mich war Star Wars der erste Film, den ich damals im Kino gesehen habe, im Jahr 77/78. Es war also großartig, mit an Bord sein zu dürfen.

Wir bekamen vorab ein wenig Zeit, um uns darauf vorzubereiten und am Tag vor Drehbeginn gingen wir durch die Sets, um ein wenig zu üben und uns die Sets selbst anzusehen. Ich musste mich wirklich zusammenreißen, um meinen inneren 10-Jährigen zu bändigen, denn es war so überaus spannend, all das vor sich zu sehen, was man vor so vielen Jahren [auf der Kinoleinwand] gesehen hatte: das Design von Rogue One, die Kostüme, das Set. Alles war in seiner Art A New Hope sehr, sehr ähnlich. Ich stolperte also über Dinge, an die ich mich von damals erinnerte und die ich von damals, als ich den Film zum ersten Mal sah, erkannte, sowie von all den anderen Malen, die ich den Film sah. Für mich als Star Wars-Fan war es wie keine andere Rolle, die ich bislang jemals angeboten bekommen habe. Es war definitiv nicht wie jeder andere Job.

Auch die Dreharbeiten zum Film waren großartig, weil wir uns inmitten dieser ikonischen Kulisse befanden. Hier sollte man also das tun, wofür man hier war: die Geschichte [von Rogue One] zu erzählen. Aber die Arbeit mit einem Regisseur wie Gareth [Edwards] und einem Cast wie Felicity [Jones], Diego [Luna] und all den anderen, machte die Arbeit umso leichter. Ich sehe das als großes, großes Privileg an.

 

Vor Rogue One wurde die Rebellenallianz in den Filmen fast ausschließlich als das wahre Gute dargestellt. In Rogue One sahen wir dann plötzlich, zum Beispiel Ihren Charakter, der Cassian befiehlt, Jyns Vater zu töten und das Publikum begreift erstmals so richtig, dass auch die Rebellen teilweise schreckliche Dinge tun, um schlussendlich Gutes zu erreichen. Wie war es, diesen Aspekt erstmals ausführlich im Star Wars-Universum auszuspielen?

Es handelt sich dabei um ein sehr modernes Thema und ich denke, dass es in dieser Welt weder das absolut Böse noch das absolut Gute gibt. Es gibt immer Grauzonen. Kein Mensch ist durch und durch gut und kein Mensch ist durch und durch böse.

Wir leben in keiner Welt der Extreme, keinem simplen Schwarz und Weiß. Es gibt sehr viel Grau und es war sehr spannend, das aus Sicht dieses Charakters zu erforschen, der prinzipiell auf der guten Seite steht, aber ein anderes Verständnis von Richtig und Falsch hat und auch anders damit umgeht, um seine Ziele zu erreichen. Als Angehöriger des Militärs steht er viel mehr für Aggression und ein militärisches Einschreiten statt für Diplomatie. Für mich war es sehr spannend, dies erstmals einzubringen und zu sehen, welche Lektionen es daraus zu lernen gibt.

Sieht man sich die Welt an, in der wir leben, ist dieses Thema top-modern und ich bin dankbar dafür, die Möglichkeit gehabt zu haben, dies in diesem Universum zu erforschen, und von dieser Warte aus zu ergründet und auszuarbeitet zu haben, was die Goodies von den Baddies unterscheidet. Denn dieses Thema hält enorm viele spannende Schattierungen bereit, die es wert sind, genauer betrachtet zu werden.

 

Schon oftmals sind Charaktere aus den Filmen in den Büchern und Comics erst so richtig groß herausgekommen, mit eigenen Geschichten, zum Beispiel. Als General Draven hatten Sie in Rogue One schon eine bedeutende Rolle inne, aber denken Sie, dass es diesem Charakter ähnlich ergehen könnte?

Ach du meine Güte. Träumen darf man wohl. Insgesamt bin ich allerdings schon äußerst glücklich damit, überhaupt Teil dieses Universums zu sein. Wenn mir jemand gesagt hätte, dass ich irgendwann einen kleinen Teil zu diesen großartigen und außergewöhnlichen Geschichten beitragen werde, dann hätte ich ihm nicht unbedingt geglaubt.

Was ich wirklich interessant fand, das waren die Reaktionen nicht nur auf diesen Film. Dieser allein war ohnehin schon beeindruckend, wenn man bedenkt, dass es äußerst riskant war, [Rogue One] eben jenen Stil zu geben, den wir nun alle kennen; die Geschichte so zu erzählen, wie sie erzählt wurde, und dann auch noch einen ganz anderen Weg einzuschlagen, wie zum Beispiel mit The Force Awakens. Von Lucasfilm und von Disney war es äußerst mutig, aber auch riskant, diese Entscheidung zu treffen.

Die Reaktionen auf den Film waren großartig. Aber auch die Reaktionen auf die Charaktere waren äußerst interessant, gerade aus den Gründen, die du eben schon aufgeführt hast, die Unterschiede zwischen Gut und Böse und das Böse im Guten. Ich weiß nicht, ob der gute General Draven irgendwann zu einer Ikone wird, das würde ich auch wirklich nicht erwarten. Aber die Reaktionen waren sehr interessant und führten zu einer Menge interessanter Diskussionen. Und meiner Meinung nach ist alles, das mit Star Wars zu tun hat und zu weiteren und vor allem neuen Diskussionen führt, richtig gut.

 

Könnten Sie sich also vorstellen, die Rolle in einem anderen Film oder auch einem Videospiel zu spielen?

Absolut, definitiv. Und ich sage das auch ganz klar zu Disney, laut und deutlich, weil ich weiß, wie sehr es mir gefallen würde, wieder dabei zu sein.

Mit jedem Charakter, den man anfängt, für sich zu entdecken, verbindet man weitere Ideen. Es gibt so viel zu erzählen: Wer ist dieser Charakter? Wo kommt er her? Ich habe mir viele Gedanken dazu gemacht.

Also schreibe ich Disney immer wieder E-Mails und sage den Verantwortlichen, dass es unbedingt einen Film über General Draven geben sollte. (lacht) Ob dies geschieht oder nicht, das bleibt abzuwarten, aber gemeinsam können wir die Fans mobilisieren und wir können Kathleen Kennedy diese 10-Millionen-Unterschriftenpetition schicken. Ich bin mir sicher, sie wird darauf hören. (lacht erneut)

(wieder in ernsterem Ton) Natürlich wäre es mir eine Ehre, zu diesem Franchise, dieser Welt bzw. diesem Universum zurückzukehren. Ob dies wirklich geschieht oder nicht, das weiß ich nicht. Ich würde liebend gerne sagen, dass dem so ist, aber das kann ich natürlich nicht. Ich weiß es nicht. Werde ich danach gefragt, ob ich zurückkehren würde: Ja, absolut!

 

Sie haben bereits gesagt, dass Rogue One ein Risiko darstellte. Für einigen Wirbel sorgten hier auch die berüchtigten Reshoots, die lang und breit im Internet diskutiert wurden. Wie haben Sie die Reshoots wahrgenommen? Bis zu welchem Ausmaß hat sich dadurch der Film oder vielleicht gar Ihre Rolle geändert?  

Das ist eine sehr gute Frage. Die Wahrheit hinter den Reshoots stellt aber die eigentliche Frage dar: Was passiert bei richtig großen Filmen? Wenn man eine brandneue Geschichte erzählt? Wenn man ein Drehbuch vorliegen hat und man noch nicht so recht weiß, wie es vom Blatt auf die Leinwand kommt?

Wenn man sich einige Aufnahmen ansieht, dann fallen zwangsläufig Punkte auf, die man hinzufügen möchte oder die man ändern möchte, damit der Film so gut wird, wie er sein kann.

Es gibt zahlreiche Verschwörungstheorien zu den Reshoots und einige äußerst dramatische Geschichten. So dramatisch oder aufregend, wie es manche Leute darstellen, war es aber gar nie – auch wenn ich verstehen kann, weshalb sie es dramatisierten.

Im Prinzip ging es bei den Reshoots darum, die Story zu schützen und das ist gewiss nichts Schlechtes. Denn wenn man anfängt, die Story zu leaken, wichtige Plots zu leaken, dann nimmt einem das die Freude an dem Film und natürlich finden dann auch die Fans keine Freude an dem Film.

Das ist etwas, das ich an den Leuten sehr zu schätzen weiß, die diese Filme machen – auch wenn ich das zuvor schon sagte, es ist schlichtweg wahr: Ihnen liegen diese Filme wirklich am Herzen. Sie fühlen sich als Hüter dieser für viele Menschen enorm wichtigen Charaktere und die Charaktere werden nicht aus einem puren, bösen, kommerziellen Verlangen erschaffen. Sie werden aufgrund dieser wichtigen Verbindung zwischen den Erzählern dieser Geschichte und der Fanbase erschaffen, eine Verbindung, die von den Filmemachern sehr respektiert wird.

Man merkt, die Filme bedeuten ihnen etwas. Die Reshoots waren deshalb nicht dafür da, einen Film zu ändern, von dem sie ausgingen, er würde nicht funktionieren. Das war nie der Fall. Sie waren vielmehr dazu da, das Beste aus dem Film herauszuholen.

Und was häufig vergessen wird: Disney hat mit Pinewood sozusagen ein wahres Zuhause für Star Wars in greifbarer Nähe. Disney hat die Möglichkeiten etwas [wie die Reshoots] umsetzen zu können. Sie können die Schauspieler wieder zusammentrommeln. Und sie können all diese kleinen Veränderungen am Film vornehmen, die man noch vornehmen möchte.

Das Drehen eines Filmes ist eine langwierige Angelegenheit. Wenn also von Reshoots über 4, 5 oder 6 Wochen die Rede war, dann klingt das nach einer Menge Arbeit. Je nach Handlung kann das Drehen von ein oder zwei Seiten allerdings bis zu 4 Tage in Anspruch nehmen. Man kann also einen ganzen Film in sechs Wochen drehen, genauso gut können in sechs Wochen allerdings auch nur winzige Bruchstücke entstehen.

Es ging also wirklich nur um kleine Veränderungen an der Handlung, an der Story und darum, dass alles besser zusammenpasst. Als die Verantwortlichen den ersten Schnitt sahen, haben sie – das verspreche ich – keine Katastrophe gesehen. Sie wussten lediglich, wie gut der Film noch werden kann und besserten hier und da ein wenig nach und änderten ein paar Kleinigkeiten. Das ist die ganze Wahrheit hinter den Reshoots.

 

Nun, da Sie Teil des Star Wars-Universums sind… Gibt es noch ein anderes großes Universum, an dem Sie gerne mitwirken möchten?  

Ich denke nicht, dass es ein größeres gibt. Mir fällt zumindest keines ein. Natürlich gibt es noch viele große Geschichten und ich würde gerne meinem Freund Andrew Scott ins James Bond-Universum folgen, weil es sich dabei um eine weitere Reihe von Geschichten handelt, die sehr geliebt werden.

Aber ich muss sagen, dass ich ziemlich zufrieden bin. Wenn ich also nicht noch die Gelegenheit dazu erhalte eine andere Welt, zum Beispiel die von Marvel oder anderen Superhelden, zu besuchen, dann bin ich dennoch glücklich, denn ich habe dem größten aller Universen einen Besuch abgestattet.

 

Auf welche anstehenden Projekte dürfen sich Ihre Fans bereits freuen?

Ich bin in einer Serie dabei, die demnächst bei AMC in Amerika erscheint. Sie heißt The Terror. Es handelt sich um eine Serie, die auf wahren Ereignissen basiert und von zwei Schiffen, der Erebus und der Terror, handelt, die um 1850 herum nach der Nordwestpassage suchten.

Beide Schiffe verschwanden spurlos. Das ist wirklich passiert und erst jetzt – 170 bis 180 Jahre später – kommt allmählich ans Licht, was passiert sein könnte. Man könnte The Terror als Genre-Serie bezeichnen, als Meuterei auf der Bounty mit Aliens. Das würde die Serie ganz treffend beschreiben und ich freue mich sehr darauf.

Es lohnt sich wirklich, reinzuschauen, denn wir haben einen großartigen Cast, Ridley Scott als einen unserer Executive Producer und Edward Berger, ein deutscher Regisseur, ist der leitende Regisseur der Serie und wir haben zwei großartige Drehbuchautoren.

Ich freue mich bereits darauf und ebenso auf eine Serie, bei der ich in ca. 4 Wochen mit den Dreharbeiten beginne. Es handelt sich um einen Spionage-Thriller, aber da meine Beteiligung bislang nicht bekanntgegeben wurde, darf ich den Titel jetzt noch nicht verraten. Ich kann es aber kaum erwarten, mich an die Arbeit zu machen.

Es kommt also eine ganze Bandbreite an künftigen Projekten, an denen ich beteiligt bin: historisch, zeitgenössisch, Spionage… Es ist ziemlich abwechslungsreich und ich bin froh, dass dem so ist. Ich würde es mir gar nicht anders wünschen.

 

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Erneut geht an dieser Stelle ein großes „Danke“ an Alistair Petrie und die Crew von Showmasters, insbesondere Mary, die das Interview ermöglicht hat.

 




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