Sind Comic Cons moralisch jetzt endgültig am Ende?

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Schon seit Jahren entwickeln sich Comic Cons in eine Richtung, die eher fragwürdig ist. Mit dieser „Gastankündigung“ wurde meiner Meinung nach ein neuer Tiefpunkt erreicht.

In 20 Jahren erlebt man in der Convention-Szene so manches. Wenn es sich meist um schöne Begebenheiten und Erinnerungen handelt, so gibt es ein paar Dinge, die nicht ganz so prickelnd sind. Gerade in den vergangenen Jahren gab es zahlreiche unschöne Entwicklungen, die nicht mehr viel mit dem zu tun haben, was Comic Cons – oder Conventions allgemein – einst auszeichnete. Die Unart für Selfies (einen Haufen) Kohle zu verlangen, 30-minütige Meet & Greets für Hunderte von Euros und die ohnehin inzwischen utopischen Autogramm- und Fotopreise, um nur ein paar Dinge zu nennen.

Nun schlug – für mich persönlich – eine „Gastankündigung“ dem Fass jedoch den Boden aus. Vor wenigen Tagen kündigte die Comic Con Liverpool Peggy an, den hässlichsten Hund des Vereinigten Königreiches 2023, der Kinogängern inzwischen als Dogpool aus Deadpool & Wolverine bestens bekannt ist.

Zunächst hatte ich gehofft, es handelt sich um einen Scherz – aber, nein, die meinen das ernst.

Und ich bin ehrlich: Ich weiß bis jetzt nicht so recht, was ich davon halten soll. Ich fahre in Sachen Tierwelt eine eher offene Schiene und wie bei vielen Dingen im Leben kann man nicht sagen, dass es generell so oder so gehandhabt werden muss. Daher vertrete ich auch die Ansicht, dass jeder selbst am besten weiß, ob sein Hund mit einem solchen Trubel klar kommt und es gibt gewiss auch Hunde, die den Trubel lieben. Zumal Peggy davon ja auch am Filmset oder während der Premieren sicherlich eine Menge hatte.

Andererseits denke ich, dass der Trubel am Filmset oder während einer Premiere ein anderer ist, als ein Comic-Con-Geschehen, bei dem Dutzende oder Hunderte von Fans einer nach dem anderen ein Foto mit Peggy möchten und dann noch ein „Paw-tograph“ für 31,50 Pfund zzgl. Buchungsgebühr – wo es bitte aufhört!

Doch mir drängt sich auch die Frage auf: Muss man ein Tier wirklich derart kommerzialisieren? Ich will noch nicht einmal von ausbeuten sprechen, denn ich gehe mal (hoffnungsvoll) davon aus, dass man Peggy wirklich nur vor die Kamera setzt, wenn sie Lust darauf hat und auf ihre Bedürfnisse eingeht und kein Hund wird denken „Geil, jetzt mach ich hier die ganzen Fotos und die da drüben streichen die Kohle ein.“

Und umgekehrt die Frage: Muss man sich als Con-Veranstalter mittlerweile auf ein Niveau begeben, bei dem man die Fans mit Tieren ködert? Für Peggy gilt ein „abgespecktes Programm“, davon abhängig, wonach ihr gerade der Sinn steht. Online soll kommuniziert werden, wann sie für welche Programmpunkte verfügbar ist – und dann rennen alle gleichzeitig dem armen Hund die Bude ein?

Ja, ich bin hin und her gerissen, wie viel man einem Tier zumuten kann. Und während ich zum Beispiel kein Problem damit hatte, dass Carrie Fisher damals ihren Hund in der Autogrammstunde bei sich hatte (sie musste wissen, ob sie das dem Hund zumuten kann und wie er reagiert), so wird hier der Hund in den Mittelpunkt gestellt und als Star angekündigt, ja, in gewisser Weise auch dazu „verpflichtet“, Programmpunkte zu erfüllen, denn abgespecktes Programm hin oder her: Schlägt der Hund als „Gast“ auf, werden damit unweigerlich Erwartungen der Con-Gänger einhergehen.

Und so sehr ich bei vielen Dingen ein Fan der Einzelfallentscheidung bin, so sehr finde ich das, was Monopoly Events und die Hundebesitzer mit der Ankündigung von Peggy zur Liverpool Comic Con gemacht haben, auf gleich mehreren Ebenen falsch.

Natürlich handelt es sich hierbei um meine persönliche Sicht der Dinge – ich bin gespannt, wie ihr das seht. Absolut cool? Braucht ihr auch ein Foto und ein Paw-tograph? Oder geht es euch ähnlich wie mir und ihr denkt, dass Tiere nicht als Stars vermarktet auf Comic Cons gehören?

 




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