Bericht: Comic Con Germany Stuttgart 2018

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Das war nun also die Comic Con Germany 2018 in Stuttgart. Das dritte Jahr in Folge fand das Event statt und wollte einen massiven Beitrag zur Comic-Con-Landschaft in Deutschland leisten. Doch womöglich haben die Veranstalter in diesem Jahr das Grab für die Comic Con Stuttgart geschaufelt.

Wer mich kennt weiß, dass ich der Comic Con Germany schon seit Anbeginn ihrer Zeit eher kritisch gegenüberstehe. Ich war aber auch so ehrlich, lobende Worte für das auszusprechen, was im ersten Jahr geleistet wurde. Denn vieles fiel mir vor Ort positiv auf und das merkte ich in meinem Bericht auch an. Ebenso sah ich die Hoffnung, dass man einige der leicht zu knackenden Kritikpunkte – mit denen ich übrigens bei weitem nicht allein da stand – anpacken würde, um im kommenden Jahr ein noch besseres Event auf die Beine zu stellen. 2017 war die Luft dann schon merklich raus. Selbst eine halbwegs starke Gästeliste, die aber nicht mit dem Auftaktjahr mithalten konnte, konnte daran nicht viel ändern.

Und dieses Jahr?

Die Comic Con Germany Stuttgart 2018

Vorweg: Ich war dieses Mal nur am Samstag vor Ort und das hat mir auch gereicht. Schon im Vorfeld war klar, dass bei der Con irgendetwas im Argen liegt. Die Gästeliste sprach da ebenfalls für sich. Nachdem im letzten Jahr schon heruntergefahren wurde, tat man dies in diesem Jahr erneut. Zwar stand schon mehrere Monate lang Martial-Arts-Legende Chuck Norris auf der Gästeliste, mit dem auch fleißig Werbung gemacht wurde, doch trotz der streng limitierten Ticketzahlen waren diese bis zuletzt nicht ausverkauft. Da Norris am Tag vor dem Event absagen musste, obwohl er sich kurz zuvor laut seiner Facebookseite noch darauf gefreut haben will, war der große Name somit dahin. Und im Nachhinein sollte es der Messe Stuttgart und allen anderen Institutionen, die damit geworben hatten, dass Chuck Norris nach Stuttgart kommt (und ganz nebenbei Stuttgart 21 fertigstellt) fast schon peinlich sein, dass der Star dann doch nicht erschien, muss man doch immer mit einer Absage rechnen. So läuft nun mal das Business.

Das größte Problem mit der Gästeliste bestand darin, dass man offenbar versucht hatte, von allem ein wenig zu bieten – oder herauszufinden, wer oder was am meisten zieht. Vor Ort stellte sich dann auch heraus, dass die beiden Game of Thrones-Stars Nikolaj Coster-Waldau und Pilou Asbaek die meiste Zeit über die einzigen waren, bei denen sich eine Schlange gebildet hatte und die war zumeist auch reichlich überschaubar.

Das Timing war allerdings nicht das Beste, bedenkt man, dass Nikolaj Coster-Waldau kurz vorher den Sonntag absagte, da am selben Wochenende die Wrap Party von Game of Thrones stattfand und somit konnte man die Absage von Pilou Asbaek ebenfalls vorhersagen. Der stand aber weiterhin munter auf der Gästeliste für Sonntag, tauchte dann aber als Last-Minute-Absage doch nicht auf. Das hätte dem Veranstalter bereits klar sein müssen und das hätte man definitiv klarer kommunizieren sollen. Aber mit Kommunikation hat es die Comic Con Stuttgart ohnehin nicht so wirklich, wurden auch im Vorfeld schon nicht alle Gastabsagen klar kommuniziert (Arthur Darville, zum Beispiel).

Vor Ort scheiterte es dann oft an Banalitäten, wie dem Einlegen einer neuen Kassenrolle und dem dadurch nicht möglichen Abkassieren von zahlungswilligen Fans, die sich ein Autogramm ihres Stars abholen wollten. Auch hatte man die Autogramme wieder auf mehrere Blöcke aufgeteilt, was erneut dazu führte, dass man an jedem einzelnen Block abkassiert wurde. Das bedeutet kurzum, wollte man sich drei Autogramme von drei unterschiedlichen Gästen holen, die in drei unterschiedlichen Blöcken signierten, musste man sich auch dreimal anstellen, um die Autogrammgutscheine zu erstehen, mit denen man dann sein Autogramm überhaupt holen konnte. Praktisch ist das in keinem Fall, ja sogar so umständlich, dass man daraus fast eine Kunst machen könnte.

Ähnlich kundenunfreundlich wurden die Panels auf der Hauptbühne gehandhabt. Hier entstand schon mal in erster Linie für zahlreiche Leute enorme Verwirrung, da an den Autogrammkassen der Hinweis stand, dass dort Paneltickets gekauft werden konnten. Folglich vermuteten zahlreiche Gäste, dass die Panels doch kostenpflichtig seien und suchten diese gar nicht erst auf. Erst später lüftete sich für viele das Geheimnis und sie fanden heraus, dass die Panels ja doch nicht kostenpflichtig sind, wie es auch auf der Website angegeben war.

Die Panels wurden aber auch insofern grundlegend falsch gehandhabt, als dass sich die Crew offenbar selbst nicht einig war, ob man den Saal nun nach jedem Panel leeren sollte, oder ob die Leute, die auch das nachfolgende Panel sehen wollten darin verweilen durften. So harrten viele aus, wenn dies möglich war und diejenigen, die draußen zeitig anstanden, hatten das Nachsehen. Oder die „Sitzengebliebenen“ wurden plötzlich doch aufgefordert, den Saal zu verlassen und waren völlig irritiert, weshalb sie nun auf einmal aus dem Bereich hinaus mussten. Auch hier war eine einheitliche Kommunikation offenbar nicht möglich.

Dies sind nur ein paar wenige der vielen Probleme, die sich an diesem Wochenende in Stuttgart ergeben haben. Es ist bedauerlich, dass man die guten Ansätze, die es im allerersten Jahr wirklich gab, nicht weiter verfolgt hat und man sich stattdessen auf genau jene Konzepte gestürzt hat, die nicht funktionieren. Nun kann man natürlich wieder das berühmte Argument anführen, dass die Stars auf solchen Events nicht alles sind. Und damit hat man gewiss auch Recht doch auch die anderen Aspekte der Comic Con Germany in Stuttgart haben in diesem Jahr gelitten.

Natürlich hatten sich viele Fangruppen, Verlage, Aussteller und Händler einiges einfallen lassen, um die Massen nicht nur zu locken, sondern auch zu unterhalten, doch gerade die häufig überteuerten Preise an einigen Ständen machten einem sogar das Einkaufen von coolem Merchandise madig. Und die Lego-Ausstellung hat man irgendwann eben auch durch, so cool man die auch finden mag.

Insgesamt herrschte ein weiteres Mal diese im letzten Jahr bereits angeführte „Die Luft ist raus“-Atmosphäre vor, was besonders bedauerlich ist, wenn man denkt wie jung die Comic-Con-Szene in Deutschland noch ist.

Fazit zur Comic Con Germany 2018

Wer die Comic Con Germany in Stuttgart hauptsächlich wegen des Cosplays und der zahlreichen Stände und Aussteller besucht hat, der konnte durchaus auf seine Kosten kommen. Wer außerdem gerne Panels besucht, sich mit Autogrammen eindeckt und zu Photo Shoots geht, der dürfte in diesem Jahr ein weiteres Mal eher weniger Spaß gehabt haben. Insgesamt ließ die Comic Con Stuttgart 2018 sehr zu wünschen übrig und hat gewiss dem einen oder anderen den Spaß auf das kommende Jahr verdorben. Wenn man bedenkt, wie sehr das Angebot in Stuttgart zwischen 2016 und 2018 abgebaut hat, und, dass in diesem Jahr laut Pressemitteilung schon rund 10.000 Besucher weniger vor Ort waren, als noch im letzten Jahr, fragt man sich sowieso wie die bereits angekündigte Comic Con Germany 2019 überhaupt aussehen wird.




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