Review: Legion Staffel 1

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© 2017 Twentieth Century Fox Home Entertainment

Legion ist definitiv eine der Serien, bei denen es einem richtig schwerfällt, ein Review zu schreiben. Wie viel Info gibt man preis? Was gilt als Spoiler? Und was bewegt sich noch im Rahmen dessen, mit dem man die Neugier des Lesers weckt, ohne zu viel vorwegzunehmen? Gar nicht einfach, bedenkt man, wie komplex die Handlung von Legion aufgebaut ist.

Darum geht es in Legion

David Haller (Dan Stevens) ist Insasse in einer Irrenanstalt. Dorthin hat ihn ein Selbstmordversuch gebracht, der auf viele Jahre des Wahnsinns folgte. Von Kindheit an hört David Stimmen und merkwürdige Dinge geschehen um ihn herum. Auch in der Anstalt geht es weiter. Doch hat er immerhin noch Lenny, die ihn Tag ein, Tag aus begleitet. Das ändert sich, als Syd (Rachel Keller) ebenfalls eingewiesen wird und er sich auf den ersten Blick in sie verliebt. Die beiden führen eine merkwürdige Beziehung, denn er darf sie niemals berühren. Weshalb dem so ist, erfährt er erst später – anfangs geht er noch davon aus, dass es sich dabei um eine psychische Störung handelt.

Doch eines Tages geschieht es dann doch, gerade als Syd entlassen wird: Sie küssen sich. Was dann geschieht, kann sich David zunächst nicht erklären: er hat den Körper mit Syd getauscht. In ihrem Körper gelangt er nach draußen und plötzlich scheint wieder er selbst zu sein. Doch damit beginnt der Ärger erst, denn ominöse Gestalten sind bereits hinter ihm her.

Nachdem sich die Ereignisse überschlagen, trifft er ein weiteres Mal auf Syd, die ihn an einen besonderen Ort mitnimmt, wo er erfährt, dass er gar nicht verrückt ist. Stattdessen findet er heraus, dass er einer der mächtigsten Mutanten ist, die es auf der Erde je gegeben hat. Doch auch hiermit fängt das Abenteuer erst richtig an, denn die Leute in dem Camp, in dem er nun Zuflucht findet, wissen zunächst nicht wirklich, was sie mit ihm und seinen Kräften anstellen sollen. Des Rätsels Lösung scheint in seiner Vergangenheit zu liegen und vor allem in seiner fehldiagnostizierten psychischen Störung.

Kritik zu Legion

Eine kurze, knappe Inhaltsangabe zu Legion zu liefern, ist ebenso schwer, wie nun die Kritik dazu zu verfassen. Das liegt insbesondere daran, dass sich vieles einfach gar nicht beschreiben lässt, ohne zu viel von der Handlung aufzudecken. Deshalb fällt diese Kritik vermutlich kürzer aus, als es der Serie zustehen würde.

Was gleich zu Beginn auffällt, ist, dass Legion einen völlig anderen Ansatz verfolgt, wie es viele andere Serien tun. In der ersten Episode wird nicht einfach nur dargelegt, wer die Hauptcharaktere sind. Man wird als Zuschauer direkt in das wirre Leben des Protagonisten geworfen, der sich mal in einer Heilanstalt für psychisch Erkrankte befindet, ein anderes Mal auf freiem Fuß außerhalb besagter Anstalt, wo er sich in einem Leben zurechtfinden muss, von dem er nicht so recht weiß, was real und was Einbildung ist.

Im Prinzip begreift der Zuschauer die Pilotepisode erst, als sie beinahe vorbei ist. Von dem Protagonisten wissen wir zwar gefühlt alles, doch am Ende doch nichts. Das ist in der heutigen Serienlandschaft ein durchaus gewagtes Unterfangen, vor allem aber auch ein mutiges, das Legion genau auf jenen Kurs abseits aller ausgetrampelten Pfade schickt.

Während die Pilot Episode als äußerst gelungen empfunden wird, muss man allerdings auch gleich an den nächsten zwei Episoden Kritik üben. Es wird versucht, darzulegen was in der Geschichte von David falsch gelaufen ist. Alle Charaktere versuchen herauszufinden, was ihm wirklich zugestoßen ist und vor allem, wie sie seine Macht unter Kontrolle bekommen. Immer und immer wieder stoßen sie dabei an die gleichen Grenzen, egal was sie versuchen. Das wirkt auf den Zuschauer fast so ermüdend wie auf die Charaktere, die sich an dem nahezu aussichtslosen Unterfangen versuchen. Am Ende scheitern sie dann doch und schlagen einen ganz anderen Weg ein. Zu diesem werden sie allerdings gezwungen, und die Handlung nimmt Ausmaße an, die wahrscheinlich nicht jedem gefallen werden. Ohne zu viel vorwegzunehmen, seien hier die Stichpunkte Bewusstsein, Unterbewusstsein und Astralreisen erwähnt.

Dies ist auch der Zeitpunkt, an dem es zum Teil sehr, sehr schwierig wird, der Handlung zu folgen. Wenngleich klar ist, was im Großen und Ganzen geschieht, scheinen manche Szenen einfach überflüssig und vor allem verwirrend zu sein. Sie geben auch in späterem Kontext häufig überhaupt keinen Sinn und dienen lediglich – so empfindet es der Zuschauer – der Darstellung der Geisteswelt des Protagonisten, ohne zu dessen Charakter oder der Handlung beizutragen.

An manchen Stellen verliert sich Legion leider allzu sehr in genau jenen Konstrukten, die es schwer machen der insgesamt spannenden Handlung um die Hauptcharaktere zu folgen. Wo manche Episoden, wie soeben erwähnt die Episoden 2 und 3, Längen aufweisen, verdichten andere bunte, schräge Szenen so sehr, dass man nur allzu leicht den Überblick verliert.

Was der Serie also einerseits als Alleinstellungsmerkmal in der heute oft als Einheitsbrei angesehenen Fernsehwelt dient, wird an manchen Stellen so überladen, dass man sich als Zuschauer nur allzu leicht überfordert sieht.

 

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Dan Stevens, Rachel Keller, Aubrey Plaza (Schauspieler); Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren
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Dieser Artikel hat Deutsche Sprache und Untertitel.; Stevens, Dan, Smart, Jean, Plaza, Aubrey (Schauspieler)



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Nicole Sälzle
Nicole Sälzle schreibt seit 2005 für Stargate-Project.de und legte damit den Grundstein für ihre Zukunft. Ihre jahrelange Erfahrung im redaktionellen Umfeld nutzte sie als Sprungbrett - erfolgreich. Mittlerweile schreibt die studierte Übersetzerin und Dolmetscherin für namhafte Newssites im Bereich Film & Serien. Unter dem Titel "Der Verlorene Sektor" bringt sie ihre eigene Sci-Fi-Romanreihe raus.

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